Rückverfolgung von Bauteilen anhand individueller Oberflächenstrukturen
Drei Zahnräder, die alle gleich aussehen – zumindest für das menschliche Auge. Denn eine Bildverarbeitungslösung erkennt mikroskopisch kleine Unterschiede in der Oberflächenstruktur – wie bei einem Fingerabdruck. Wie funktioniert diese Technologie und wofür wird sie angewendet?
Die Bedeutung der Rückverfolgbarkeit von Bauteilen für die Qualitätssicherung
Angesichts zunehmend vernetzter Produktionsabläufe und voranschreitender Digitalisierung gewinnt die Rückverfolgung einzelner Produktkomponenten stark an Bedeutung. Dabei können Produktions- und Qualitätsdaten verknüpft werden, um Prozesse zu optimieren und Kosten zu senken. Außerdem können Unternehmen Probleme im Herstellungsprozess erkennen, schnell darauf reagieren und das Risiko von hohen Kosten durch den Rückruf einer ganzen Charge verringern. Darüber hinaus ist die Rückverfolgbarkeit in einigen Branchen oder bei sicherheitskritischen Teilen sogar gesetzlich bzw. regulatorisch vorgeschrieben.
Oberflächenstrukturen bieten zuverlässige Bauteilrückverfolgung
Die Rückverfolgbarkeit von Bauteilen kann durch eine unzureichende Dokumentation erschwert werden. Markierungen wie Seriennummern, Barcodes oder Data-Matrix-Codes erleichtern die Transparenz, sind allerdings nicht immer anwendbar, teils unwirtschaftlich oder nicht vor Fälschungen geschützt.
Eine besonders einfache und flexible Methode zur sicheren Bauteil-Identifikation bietet die IRIS-Technologie (IRIS = Identification based on Random and Individual Surface patterns). Die Lösung ermöglicht es, Bauteile und Produkte anhand ihrer natürlichen Oberflächenstruktur eindeutig zu identifizieren und zurückzuverfolgen.
Die Lösung funktioniert wie ein Fingerabdruck und ist somit fälschungssicher
Mikrostrukturen und Farbtexturen verleihen technischen Oberflächen eine Einzigartigkeit, die einem Fingerabdruck gleicht. Diese macht sich die IRIS-Technologie zu eigen. Es genügt ein Foto der Oberfläche, welches mit einer handelsüblichen Industriekamera aufgenommen wird. Anschließend werden die im Bild enthaltenen Oberflächeninformationen durch einen speziellen Algorithmus in eine digitale Kennung überführt, die eine schnelle und zuverlässige Identifizierung gewährleistet.
Das funktioniert sogar dann, wenn sich die Oberfläche durch Prozess- und Umwelteinflüsse verändert. Da die Oberflächenstrukturen durch zufällige Prozesse in der Herstellung entstehen, können diese nicht reproduziert werden. Das Verfahren besitzt damit zusätzlich einen zuverlässigen Schutz gegenüber Fälschungen.
Holz, Metall, Kunststoff zurückverfolgen: Anwendungsbeispiele
Die IRIS-Technologie kann für eine Bandbreite an Materialien eingesetzt werden. Sie wird unter anderem für die Rückverfolgung von Holzprodukten verwendet. So kann die Herkunft von Holz genau überprüft sowie sichergestellt werden, dass es aus zertifizierten Wäldern stammt und den Anforderungen an Nachhaltigkeit und Umweltschutz entspricht.
Ein weiteres Beispiel ist die Überwachung von metallischen Bauteilen oder Kunststoffteilen in der Automobilindustrie. Hier können beispielsweise Getriebe- und Motorbauteile durch ihre einzigartige Oberflächenstruktur identifiziert und zurückverfolgt werden. So können potentielle Probleme in der Produktion frühzeitig erkannt und die Qualitätssicherung gewährleistet werden.
Zahlreiche Vorteile gegenüber Markierungsverfahren
Zusammenfassend bildet die IRIS-Technologie eine effektive und fälschungssichere Methode zur Bauteilrückverfolgung. Das Verfahren kann leicht in Produktionslinien integriert werden und in der Serie hergestellte Teile problemlos im Sekundentakt analysieren. Es bedarf weder einer Bauteilveränderung noch einer Neuzulassung, sondern lediglich einer Industriekamera. Darüber hinaus ist die Technologie auch in Fällen anwendbar, bei denen Markierungsverfahren scheitern, wie bei sehr kleinen Produkten, schwierigen Oberflächen oder Designteilen.